MKK-Echo

Elf Punkte fürs Grundwasser und den Umweltschutz

Wasserrechtsanträge: Kreis will verstärktes Monitoring und spricht sich für kürzere Laufzeiten aus – Landrat: „Gesamte Region muss bei diesem Thema anpacken“

Main-Kinzig-Kreis. – Ein verstärktes Monitoring bei der Wasserförderung, die Begrenzung der Wasserrechte auf maximal 20 Jahre, die fortlaufende Überwachung der Grenzwassergrundstände und die Schonung von Grundwasserressourcen durch die Forcierung der Oberflächenwasseraufbereitung: Das sind nur einige von insgesamt elf Punkten, die der Kreisausschuss des Main-Kinzig-Kreises im Rahmen seiner Stellungnahme zu den Wasserrechtsanträgen des Wasserverbandes Kinzig beschlossen und an das Regierungspräsidium in Darmstadt weitergeleitet hat. „Damit positioniert sich der Main-Kinzig-Kreis für eine grundwasserschonende und umweltverträgliche Wasserentnehme“, erklärt Landrat Thorsten Stolz. Stolz hatte kürzlich mit Vertretern der betroffenen Birsteiner Ortsteile gesprochen. Teile der Anregungen aus diesem Gespräch ließ der Main-Kinzig-Kreis nun in seiner Stellungnahme zu den Wasserrechtsanträgen des Wasserverbands Kinzig einfließen.

Im Wasserrechtsverfahren für die Gewinnungsgebiete Brachttal-Neuenschmidten und Birstein-Kirchbracht/Ilnhausen hat auch der Kreis die Möglichkeit, Eingaben zu machen. Davon machte die Kreisspitze Gebrauch und führt insgesamt elf Punkte an, die das Regierungspräsidium zu berücksichtigen habe.

„Im Wesentlichen wollen wir, dass das Thema Wasser nicht nur von der gesamten Region wahrgenommen und problematisiert wird. Wir wollen auch erreichen, dass wir als gesamte Region dieses Thema in den nächsten Jahren anpacken. Dazu braucht es neue technische Lösungen, kürzere Laufzeiten der Wasserrechte und mehr Aufklärung und Austausch, aber auch das Problembewusstsein in allen Teilen der Region“, fasst Landrat Thorsten Stolz die Position des Main-Kinzig-Kreises zusammen.

Der Main-Kinzig-Kreis sieht vor allem den Wasserverband Kinzig in seiner ureigenen Beauftragung zur Wassergewinnung in der Region in der Pflicht, diese Lösungen umzusetzen. Zum einen müsse der Wasserverband Kinzig sein bisheriges Monitoring verstärken und die Automatisierung der Messstellen fortsetzen. Die beantragten und die festgelegten Grenzgrundwasserstände seien „sowohl im Rahmen des Genehmigungsverfahrens als auch im laufenden Förderbetrieb auf schädliche Folgen für Natur, Umwelt und Siedlungsfläche zu überprüfen“. Frühwarnsysteme – die im Zuge der Automatisierung der Messstellen schnell und punktgenau Alarm schlagen können – müssen sicherstellen, dass die zulässigen Grundwasserstände zu keinem Zeitpunkt unterschritten würden. Um diese Untergrenzen gar nicht erst zu erreichen, soll der zukünftige Betriebsplan zur Grundwassergewinnung und zur Oberflächenwassergewinnung grundwasserschonend ausgelegt werden. Das heißt, dass in den wasserreichen Jahreszeiten möglichst „eine maximale Oberflächenwasseraufbereitung aus der Kinzigtalsperre und damit eine Aufspiegelung der Grundwasservorkommen im Vogelsberg“ stattfinden soll.

Letzterer Punkt hat den Hintergrund, dass der Wasserverband Kinzig bereits in konkrete Planungen zur Umsetzung einer Oberflächenwasseraufbereitungsanlage zur Trinkwassergewinnung eingestiegen ist. Die Aufbereitungsanlage an der Kinzigtalsperre soll weiter mit Hochdruck verfolgt werden. Das Oberflächenwasserwerk soll ein bedeutender Baustein für eine „klimafeste und grundwasserschonende Trinkwassergewinnung“ werden.

„Ich denke, auch das Land Hessen kann die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger aus dem Vogelsberger Raum leicht aufnehmen und berücksichtigen. Die Menschen wollen, dass die Natur in ihren Dörfern geschützt bleibt. Sie lehnen eine Ausdehnung von Fristen für die Wasserförderung ab. Daraus lassen sich gangbare Kompromisse schmieden“, findet Landrat Stolz. Er wirbt zum einen für eine Umweltverträglichkeitsprüfung, die den Fördererlaubnissen vorgeschaltet wird, zum anderen für Fördererlaubnisse, die wie bisher auf 20 Jahre beschränkt bleiben. Beantragt wurden durch den Verband 30 Jahre.

Die Gemeinden selbst sollen bei der Trinkwasserförderung stärker eingebunden werden. Dazu soll der Wasserverband Kinzig regelmäßig Stellungnahmen in kommunalen Gremien abgeben und Informationsformate für die Bürgerinnen und Bürger etablieren. Zudem soll ein beratender Arbeitskreis „Wasserfördergebiete“ mit Vertretern der Gemeinden Brachttal und Birstein sowie dem Wasserverband eingerichtet werden. Auch die Versorgung der beiden Kommunen über redundante Leitungsnetze soll sichergestellt sein.

Aus der Sicht von Landrat Thorsten Stolz geht es nicht um ein Nullsummenspiel. „Es entsteht gelegentlich der Eindruck, als ob es hier um ein Gegeneinander von ländlichem und städtischem Raum geht. Das ist falsch und führt zu falschen Schlüssen“, so Stolz. „Grundwasser schonen, Oberflächenwasser aufbereiten und Trinkwasser sparen: Das sind drei zentrale Säulen unserer Versorgungszukunft, und daran zu arbeiten ist eine Verpflichtung sowohl für die Mainmetropole Frankfurt als auch für die Kommunen im Main-Kinzig-Kreis. Nur dann gewinnen alle, Mensch und Natur, hier wie dort.“ Genau aus diesem Grund sei der Main-Kinzig-Kreis auch die treibende Kraft für die Aufbereitung von Trinkwasser aus der Kinzigtalsperre: „Diese Innovation ist der wichtigste Baustein, um die Versorgungssicherheit in der Region insgesamt zu stärken, Grundwasserressourcen zu schonen und auch den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.“

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